Language
Language
  • Kraniche
  • Klingeln in den Ohren & Muskelkater in den Beinen
Aktuelle Nachrichten

Klingeln in den Ohren & Muskelkater in den Beinen

© Heidi Witzmann

Den Kranichen ganz nah

Ein Erlebnisbericht über 14 Stunden in einer Fotohütte von Nora Eifert (Praktikum März 2023)

Vielen Besuchenden des Kranoramas sind beim Beobachten der Kraniche bestimmt schon die beiden Holzhütten auf den Flächen unweit des Günzer Sees aufgefallen. Einige wissen aber nicht, dass es sich dabei um Fotoverstecke handelt, um die Kraniche während der Frühjahrs- und der Herbstrast aus nächster Nähe erleben und fotografieren zu können. Natürlich wollte ich mir so ein Erlebnis während meines Praktikums beim NABU-Kranichzentrum in Groß Mohrdorf nicht entgehen lassen. Also ziehe ich am 21.03. um 5 Uhr morgens mit Fotoausrüstung und Proviant für einen Tag in die Fotohütte mit der Nr. 4 direkt neben dem Günzer See ein.

Es ist noch dunkel und kalt. Dies ist mein erster Ansitz überhaupt und ich bin dementsprechend recht nervös und angespannt. Kaum habe ich mich in der Hütte etwas eingerichtet, landen auch schon die ersten Kraniche nur wenige Meter von meiner Hütte entfernt in der Morgendämmerung. Ich bin bemüht, keinen Mucks von mir zu geben und bewege meine Kamera mit dem Stativ sehr langsam in ihre Richtung. Kurze Zeit später kommen immer mehr Kraniche dazu, mit ihrer Anzahl nimmt auch die Lautstärke vor der Fotohütte zu. Es ist eine faszinierende Erfahrung den Kranichen so nah zu sein. Bisher kannte ich von Kranichen nur das charakteristische Trompeten. Aber jetzt, wo ich ihnen so nah bin, höre ich noch eine Vielzahl von anderen Lauten. Von Knurren und Piepen bis hin zu lautem Flügelschlagen. Neben den Geräuschen fallen mir noch andere Details auf. Zum Beispiel, dass Kraniche verschiedene Augenfarben haben. Ich sehe rote, braune und gelbe Augen, die mit der roten Kopfplatte der Kraniche um die Wette leuchten. Außerdem fällt mir auf, wie viele komische und akrobatische Bewegungen Kraniche machen können. Da verschwindet zum Beispiel mal ein Kopf eines Kranichs unter der Achsel eines anderen, während sich dieser wiederum mit einem dritten Kranich zankt. Daneben wird natürlich viel getanzt. Und dabei fliegen auch gerne mal Zweige, Grasbüschel oder Maiskolben durch die Luft. Zwei Kraniche stehen auf einem Bein und scheinen sich gegenseitig mit ihren Flügeln zu stützen. Ein anderer Kranich plustert sich auf den doppelten Körperumfang auf und erinnert von seinem Äußeren an ein Huhn.

Aber nicht nur Kraniche sind von der Fotohütte aus zu beobachten. Direkt im Schilf neben mir fliegen Rohrammern, Feldsperlinge, Goldammern und Stare durcheinander. Nicht zu vergessen, die vielen Graugänse, Blässgänse, Spieß- und Stockenten, die zwischen den Kranichen auch eifrig Futter picken. So geht der Tag schneller um als gedacht und bei Sonnenuntergang bietet sich nochmal ein faszinierendes Bild: Im Abendrot verlassen die die Kraniche nach und nach die Ablenkfütterungsfläche, um zu ihren Schlafplätzen zu fliegen. Als es wieder dunkel ist, verlasse ich die Fotohütte mit vielen neuen Eindrücken und bin sehr glücklich darüber, dass ich für einen Tag ein unsichtbarer Teil dieser Kranichgruppe sein durfte. Damit lässt sich dann auch gut das Klingeln in den Ohren am Abend durch die konstante Lautstärke und der Muskelkater in den Beinen durch das konstante Knien vor dem Kamera-Stativ verkraften.

© Nora Eifert

Zurück

© Kranichschutz Deutschland 2017-2020

Add your Content here

Donec quam felis, ultricies nec, pellentesque eu, pretium quis, sem. Nulla consequat massa quis enim. Donec pede justo, fringilla vel, aliquet nec, vulputate eget, arcu.