Nachruf
Die Landesarbeitsgruppe Thüringen
Seit dem 12. Jahrhundert gibt es Kraniche in Thüringen. In der Chronik von Kranichfeld/ Weimarer Land wurden Kraniche erstmals 1143 erwähnt, die in der Ilmaue rasteten. Auch der kleine Ort Kranichborn im Landkreis Sömmerda hat seinen Namen von den hier rastenden Kranichen. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Wenn die Kraniche auf den Herbstzug hier rasten, kann man mehrere hundert Kraniche auf den Feldern rundum Kranichborn sehen.
Mit dem Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt und den südwestlichen Teil des Helmestausee Kelbra hat Thüringen zwei Hotspots, wo jedes Jahr tausende Kraniche rasten und die Fläche zur Übernachtung nutzen.
Am Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt wurden 1997 die ersten Kraniche durch Henschlebener Anwohner gesichtet, die im Frühjahr und im Herbst auf ihren Zug hier Station machen und sich für den Weiterflug erholen.
Seit dieser Zeit beobachtet und zählte Ehrhardt Hohl zuerst allein und dann mit weiteren Kranichfreunden die Vögel des Glücks. Im Jahr 2010 wurde dann durch ihn und dem Kranichschutz Deutschland die Landesarbeitsgruppe Thüringen ins Leben gerufen. Von Jahr zu Jahr fanden sich immer mehr Kranichinteressierte zusammen, sodass die LAG heute aus 22 Mitglieder besteht.
Die Kranichfreunde der LAG Thüringen haben sich die Aufgabe gestellt, die Brut- und Rastplätze des Kranichs zu schützen. Hierbei ist es wichtig, die Brut- und Rastbestände in Thüringen zu erfassen und die Ergebnisse der Zählungen/ Kartierungen zusammenzutragen, auszuwerten und zugänglich zu machen. Bei den Rastbestände ist es auch wichtig, die Anzahl der Kraniche und Jungtieren zu erfassen und wieviele Vögel davon beringt sind.
Zum Kranichschutz gehört auch die Aufklärung der Bevölkerung und den ansässigen Landwirten, wie man die Vögel schützt und beobachten kann, ohne zu stören.
Hierzu zählte auch die Eindämmung der Störungen durch die Angler an der Unstrut im Rückhaltebecken. Dazu führten die Mitglieder der LAG in den letzten beiden Jahren intensive Gespräche mit den Landrat des Landkreise, der sich das Problem annahm und einige Maßnahmen zusammen mit allen Beteiligten auf den Weg brachte.
Weitere Maßnahmen zum Schutz des Kranichs und anderen Vögeln sind durch den Landkreis und der Gemeinde Straußfurt im Bereich des Rückhaltebecken Straußfurt geplant.
Brutplatzmonitoring
In Thüringen gibt es zur Zeit 14 Brutpaare. Die ersten 3 Brutpaare wurden 2008 im Altenburger Land festgestellt. Hier kümmert sich Gerd Smisk um diese Gebiete. Seitdem hat sich die Brutpaarpopulation in Thüringen von Jahr zu Jahr verbessert.
Bis 2020 gab es in Altenburger Land 10 Brutpaare mit 6 Jungtieren, auf den TÜP Ohrdruf 2 Brutpaare mit 3 Jungtieren und in der Thüringer Rhön 2 Brutpaare mit 2 Jungtieren.
Im Jahr 2021 kamen zu den 10 Brutpaare im Altenburger Land und den 2 Brutpaaren auf den TÜP Ohrdruf bzw. 2 Brutpaaren in der Thüringischen Rhön noch jeweils 1 Brutpaar im Unstrut Hainich Kreis und Landkreis Nordhausen hinzu. Diese beiden Brutpaare hatten jeweils 1 Jungtier.
Sammel-und Rastmonitoring
Mit den Rückhaltebecken (RHB) Straußfurt und den südwestlichen Teils des Helmestausee Kelbra hat Thüringen zwei wichtige Hotspots für die Frühjahr- und Herbstrast. Hier rasten jedes Jahr mehrere tausend Kraniche um sich für den Weiterflug nach Frankreich oder Spanien zu erholen und Nahrung zu sich zunehmen.
Viele dieser Kraniche bleiben auch mehrere Woche vor Ort, da sie in der Umgebung ausreichend Nahrung finden.
Durch die milderen Temperaturen in diesen Jahr, konnten die Mitglieder der LAG Thüringen das erste Mal erleben, dass mehrere hundert Kraniche den Winter im Bereich des RHB Straußfurt verbrachten. Diese wurden hier täglich gezählt und erfasst. Dabei wurde auch festgestellt, dass es 2021 wieder mehr Jungtiere gab, als in den vergangenen zwei Jahren.
Abends nutzen die Kraniche die Flächen des Rückhaltebecken Straußfurt und Helmestausee zur sicheren Übernachtung. Durch die Mitglieder der LAG und Nordhäuser Ornithologen werden die Anzahl der übernachteten Kraniche und die Futterplatzerfassung durchgeführt und alle entsprechenden Daten zu Jungtieren und beringten Vögeln gesammelt.
Die Zählung der Kraniche im Helmestausee findet seit über 20 Jahren täglich zum abendlichen Einflug durch den Verein Nordhäuser Ornithologen e.V. statt. Dies ist in seiner Kontinuität und Dauer lt. Prof.Prange weltweit einmalig.
Da auch viele tausende Kraniche auf den Feldern große Schäden anrichten, organisiert seit 2014 der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser e.V mit seiner Natura 2000 Station Südharz/Kyffhäuser unter der Führung von Astrid Koschorreck im Bereich des Helmestausee mehrere geförderte Maßnahmen (Ablenkfütterung, Besucherlenkung und Öffentlichkeitsarbeit ) zum Schutz des Kranich’s in diesen Bereich. Von den Erfolgen der Projekte profitieren sowohl das Vogelschutzgebiet und die Kraniche, als auch die Region.
Kontakt
Steffen Goldberg
Landeskoordination Kranichschutz LAG Thüringen
Fachvorstand Kranichschutz Deutschland
Bildautor der Fotos bei LAG Thüringen
GoldbergSteffen[ät]freenet.de