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FAQs - 32 häufige Fragen
1. Hat der Kranichbestand in Deutschland wieder zugenommen?

Ja, innerhalb von 12 Jahren ist der Gesamtbestand um 60 % gewachsen. Das entspricht einem Zuwachs von 5 % pro Jahr. Gab es in Deutschland im Jahr 1993 nur 1.600 bis 1.900 Brutpaare, so waren es 2008 knapp 7.000 und seit 2015 über 9.000 Brutpaare. Zwar sind diese Zahlen Anlass zur Freude, jedoch sorgen Trockenheit und Hitze in den letzten Sommern für wiederholt desaströse Reproduktionserfolge. Sollte dies ein Trend sein, würde die Population schon in wenigen Jahren wieder abnehmen und der Bestand wäre akut in Gefahr.

2. Werden Kraniche auch bejagt?

Der Graukranich ist in Europa durch die EU-Vogelschutzrichtlinie als besonders gefährdete und schutzwürdige Art geschützt. Die Jagd ist also europaweit verboten. Da er zu den wandernden Tierarten zählt, ist er zudem weltweit durch die Bonner Konvention sowie das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Durch Jagd auf Wasservögel kommt es dennoch immer wieder zu Störungen an Rast- und Schlafplätzen - besonders an der östlichen Adria, im Nahen Osten und vielen Gebieten Asiens - stellt die Vogeljagd in Form von Wilderei ein Problem dar. Bei anderen Kranicharten, z.B. den Kronenkranichen gibt es teilweise enorme Bestandsbedrohungen durch Bejagung und das Sammeln der Eier.

3. Wie viele Kraniche rasten in der Region?

Insgesamt rasten in einer Rastperiode (über mehrere Wochen verteilt) über 120.000 Kraniche in der Region (September bis Mitte November). Die einzelnen Vögel oder Familienverbände bleiben wenige Tage bis sechs Wochen. In der Region des Nationalparks „Vorpommersche Boddenlandschaft“ rasten vor allem Kraniche aus Skandinavien (v.a. Schweden) und zu einem kleinen Teil aus Osteuropa (Polen, Baltikum). Im Rhinluch bei Berlin rasten Vögel mit anderer Herkunft, nämlich aus Osteuropa.

4. Was fressen Kraniche?

Kraniche sind Allesfresser. Als pflanzliche Nahrung dienen in Europa Getreide (z.B. Mais, Weizen oder Reis), Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen) und auch Kartoffeln, Eicheln, Sonnenblumenkerne, Wurzeln oder Knollen. Die tierische Nahrung besteht aus verschiedenen Insekten, Regenwürmern, Schnecken und kleinen Wirbeltieren (z.B. Fischen, Fröschen, Mäusen und Eidechsen). Tierische Nahrung (v.a. Insekten) wird ganz besonders in der Phase der Jungenaufzucht benötigt, da sie eine wichtige Proteinquelle darstellt und äusserst bedeutend für das Wachstum der jungen Kraniche ist.

5. Wie viele Körner pro Tag fressen Kraniche?

Kraniche fressen während der Rast- und Zugzeit täglich im Durchschnitt 200 bis 300 g Körner.

6. Ist der Weißstorch ein Nahrungskonkurrent?

Die Nahrungsspektren von Kranich und Weißstorch überschneiden sich teilweise: Der Weißstorch konsumiert bspw. auch Insekten und Frösche. Der Kranich hat aber ein sehr weites Nahrungsspektrum, sodass man von Konkurrenz nur bei absoluter Nahrungsknappheit sprechen kann.

7. Was fressen sie in Spanien?

In den Hauptüberwinterungsgebieten im Südwesten Spaniens, der Extremadura und Andalusien, fressen die Kraniche neben den Ernterückstände auf Wintergetreideflächen (Getreide, Mais, Reis) bevorzugt die Eicheln, die sie in den lichten Stein- und Korkeichenwälder, den sogenannten Dehesas, finden. Dabei wird die Schale der Eicheln mit dem Schnabel geöffnet, um an das Fruchtfleisch zu gelangen. In der nordostspanischen Laguna de Gallocanta wird der Speiseplan durch Sonnenblumenkerne bereichert.

8. Fressen Kraniche auch Fische?

Ja, kleinere Fische werden gelegentlich auch von Kranichen verspeist, gehören aber nicht zur alltäglichen Nahrung. Frei schwimmende Fische können von Kranichen im Gegensatz zu Reihern kaum gefangen werden, da ihnen der gebogene Hals und damit die Schnelligkeit fehlt.

9. Wonach suchen die Kraniche auf den Feldern?

Die Vögel fressen überwiegend die Ernterückstände auf Getreide – und Maisstoppelfelder. Schäden auf Feldern mit Neueinsaat versuchen wir zu minimieren – durch Ablenkfütterungen.

10. Sind Kraniche die größten Vögel Deutschlands?

Mit einer Größe von 120 bis 130 cm ist der Graukranich deutlich größer als Weißstorch und Graureiher und bezüglich der Körpergröße der größte Vogel Deutschlands. Da seine Flügelspanne (bis zu 2,20 m) allerdings etwas geringer ist als die des Seeadlers (bis zu 2,50 m) rangiert er meist hinter dem Seeadler auf Rang 2.

11. Haben alle Kraniche einen roten Fleck?

Die rote federlose Kopfplatte kann man nur bei Altvögeln beobachten; bei Jungvögeln ist sie ebenso wenig vorhanden wie die schwarz-weiße Kontrastierung im Kopf-Hals-Bereich. Spätestens ab dem zweiten Lebensjahr ist der rote Schwellkörper dann aber auch bei jungen Kranichen deutlich ausgeprägt.

12. Sind die Schmuckfedern die Schwanzfedern?

Nein, die Schmuckfedern werden bei angelegten Flügeln aber häufig mit den Schwanzfedern verwechselt. Die Schwanzfedern sind wie Hand- und Armschwingen schwarz. Die Schmuckfedern variieren in Farbwerten, Form und Länge und hängen bei Altvögeln weit über den Schwanz hinweg. Sie werden auch als „Schleppe“ bezeichnet und werden bei Erregung und in der Balz aufgestellt.

13. Haben Kraniche unterschiedliche Augenfarben?

Ja, man kann tatsächlich verschiedene Augenfarben bei Kranichen beobachten. Nur ist dies aufgrund der hohen Fluchtdistanz zum Menschen von mehreren hundert Metern in der Praxis schwierig. Die Iris bei in Europa brütenden und rastenden Altvögeln ist rot oder gelb gefärbt. Jungvögel haben häufig dunkle Augen. Die Iris bei Küken ist hell- bis dunkelbraun.

14. Warum trompeten Kraniche und wie kommen die Rufe zu Stande?

Kraniche verfügen über ein großes Rufrepertoire, das für die innerartliche Kommunikation und das Sozialverhalten wichtig ist. Das laute „Trompeten“ ist dank des großen Resonanzraumes der bis zu 130 cm langen und doppelt geschlungenen Luftröhre des Kranichs möglich.

15. Wie kann man Gänse von Kranichen im Flug unterscheiden?

Gänse haben einen schnelleren Flügelschlag und ein unruhiges Flugbild. Charakteristisch für das Flugbild des Kranichs ist außerdem, dass die Beine gerade nach hinten wegstreckt werden und den Schwanz dabei deutlich überragen.

16. Sind Kraniche einander treu?

Ja, Kraniche leben in „Dauerehe“. Allerdings konnte durch Beringung nachgewiesen werden, dass auch Partnerwechsel stattfinden. Zu einer neuen Paarung kommt es vor allen Dingen bei Erkrankung oder Verlust des Partners sowie wenn das Männchen nicht in der Lage ist, das Brutrevier zu verteidigen.

17. Wie groß ist die Fluchtdistanz?

Das hängt davon ab, in welchem Land sich die Kraniche aufhalten. In Spanien, wo Störungen häufig sind, beträgt die Fluchtdistanz bis zu 1 km. In Deutschland kann man den Kranich aus einer Nähe von 200 – 300 m beobachten. In den nördlichen Ländern wie Schweden und Finnland ist die Fluchtdistanz am geringsten (ca. 150 m).

18. Wie schlafen Kraniche, stehend oder liegend?

Kraniche schlafen in flachem Wasser auf beiden Beinen stehend, seltener auf nur einem Bein, welches dann ab und zu gewechselt wird. Nur brütende Vögel und Küken schlafen sitzend.

19. Können Kraniche schwimmen?

Ja, die Küken sind Nestflüchter und folgen ihren Eltern bereits an ihrem zweiten Lebenstag schwimmend aus dem Nest. Adulte Kraniche schwimmen nur bei sehr hohem Wasserstand vom und zum Nest.

20. Wo schlafen die Kraniche, die man tagsüber am KRANORAMA beobachten kann?

Die Vögel schlafen nachts stehend im Flachwasser des Boddens (eine einzige Ausnahme ist die Insel Kirr).

21. In welcher Höhe ziehen Kraniche?

Die Flughöhe liegt zwischen 50 und 2.000 Metern (ü.NN.). Sie hängt von den Wind- und Sichtverhältnissen ab. Über den Pyrenäen erreichen Kraniche auch Flughöhen von bis zu 3.000 m Höhe (ü.NN.). In Indien überwinternde Graukraniche überfliegen Bergketten mit 4.600 Metern (ü.NN.). Andere Kranicharten fliegen z.T. noch deutlich höher. Der Jungfernkranich beispielsweise überwindet auf seinem Flug über das zentralasiatische Hochgebirge Höhen von bis zu 5700 Meter (ü.NN.).

22. Bleiben Kraniche im Winter auch in Deutschland?

Ja, in den letzten Jahren versuchen immer mehr Kraniche in Deutschland zu überwintern. Die Hauptüberwinterungsgebiete in Deutschland sind derzeit der Berliner Raum sowie die Diepholzer Moorniederung.

23. Wer führt einen Kranichzug an?

Erfahrene adulte Kraniche wechseln sich mit dem Anführen der Trupps ab. Es gibt kein Leittier.

24. Warum fliegen Kraniche in Ketten?

Die Flugformationen bestehen aus leicht versetzten Ketten, Keilen und ungleichen Winkeln. Der jeweils folgende Vogel in der Formation fliegt im Windschatten des Vordervogels und spart dadurch Energie. Die Anführung einer Formation wechselt regelmäßig, damit jeder Vogel sich mal ausruhen, mal die Führungsarbeit übernehmen kann.

25. Fliegen die Jungvögel alleine in den Süden?

Nein, zwischen Jung- und Altvögeln besteht lange Zeit eine enge Bindung. So finden sich auf dem Zug oft kleinere Familiengruppen zusammen, in größeren Flügen suchen die Familienangehörigen die gemeinsame Nähe. Die Auflösung des Familienverbandes beginnt im Winterquartier, oft befinden sich aber auch während des Frühjahrszugs noch Jungvögel im Familienverband. Die Jungvögel ohne Elternbindung ziehen in kleinen Gruppen von den Winterplätzen ab.

26. Wo brüten Kraniche?

Alle Kranicharten legen ihre Nester am Boden in permanenten oder temporären Gewässern. Auf diese Weise schützen sie ihre Gelege vor Bodenfeinden. Nester auf trockenem Grund sind Ausnahmen. Ganz selten sind Horste in Büschen beim Grauen Kronenkranich gefunden worden.

27. Wie lange dauert es von der Paarung bis zur Eiablage?

Die Morgenbalz im Brutrevier beginnt ca. drei Wochen vor der Eiablage. Gelegentlich ist aber schon bei den Rastaufenthalten beim Heimzug Balzverhalten zu beobachten.

28. Wie lange brüten sie?

Die Bebrütung dauert im Durchschnitt 30 – 31 Tage. Bebrütet werden 1 – 2 Eier. Adulte Kraniche beziehen meist jedes Jahr wieder das gleiche Brutrevier und brüten normalerweise auch jedes Jahr.

29. Können sich skandinavische und deutsche Kraniche verständigen?

Ja, an den Beobachtungsstationen, wie beispielsweise dem KRANORAMA an den Günzer Seewiesen, kann man immer wieder Kraniche unterschiedlicher Herkunftsländer nebeneinander beobachten. Es kommt auch gelegentlich vor, dass ein deutscher Kranich mit schwedischen Kranichen mitfliegt, wie es im Frühjahr 2017 bei GPS-Kranich Blacky der Fall war.

30. Gibt es Kreuzungen zwischen zwei Kranicharten?

Ja, Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten sind möglich, so beispielsweise zwischen Grau- und Mönchskranich. Die weitere Verpaarung dieser Hybriden ist dagegen fraglich. Fruchtbare Nachkommen sind aus diesen Kreuzungen jedoch nicht bekannt.

31. Wie hoch ist der Prozentsatz an beringten Kranichen insgesamt?

In Europa wurden bislang über 5.000 Kraniche beringt. Bei einer Gesamtpopulation von über 500.000 Graukranichen in Europa beträgt der Prozentsatz der beringten Kraniche nicht einmal 1 %.

32. Wie hoch ist der Jungvogelanteil?

Der Jungenanteil beträgt an den Rastplätzen zwischen 5 und 15 Prozent. Dabei schwanken die Jungenanteile von Jahr zu Jahr oft sehr und unterscheiden sich auch zwischen verschiedenen Regionen zum Teil deutlich.

© Kranichschutz Deutschland 2017-2020

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